Erste Hilfe bei Kiteunfällen
Wichtig: bitte bleibt ruhig und gelassen, mit
Hektik und Aufregung ist in Notfällen niemandem
geholfen.
1. Kite vom Kiter trennen, überprüfen, ob
der Verunfallte noch bei Bewusstsein ist. Fragen, was
passiert ist.
2. Erstversorgung, sicher lagern, Helm abnehmen.
3. Notruf durchgeben. Europaweit 112
4. Sich um den Verunfallten kümmern, bis Hilfe
eintrifft.
5. Dafür sorgen, dass jemand den Krankenwagen zur
Unfallstelle einweist
6. Präzise Infos für die Retter, was passiert
ist.
Im Detail:
1. Sofort sollte man den Verletzten vom Kite trennen,
um weitere Gefährdung auszuschließen. Auch
sollte man schauen, ob bei viel befahrenen Gebieten
eine Absicherung der Unfallstelle nötig ist. Durch
direktes Ansprechen des Verletzten kann festgestellt
werden, ob und wie schwer er verletzt ist. Bei Kopfverletzungen
kommt es oft vor, dass der Verletzte nicht mehr weiß,
was passiert ist und wo er sich befindet, was auf eine
schwere Gehirnerschütterung hindeutet und dringend
ärztlich behandelt werden muß. Verletzte
fühlen sich oft sehr verzweifelt und alleine, weshalb
es gut ist, sie bei der Hand zu nehmen, mit ihnen zu
reden und ihnen volle Aufmerksamkeit zu geben. Dabei
kann man auch gelegentlich den Puls fühlen, merken,
ob der Verletzte friert oder in Schockzustand kommt.
Wichtig ist es, den Verletzten erst einmal am Boden
im Liegen zu behalten, bis die Schwere und Art der Verletzung
einschätzbar ist und um den Kreislauf stabil zu
halten. Besonders bei Wirbelsäulenverletzungen
sollte sich der Verletzte nicht mehr bewegen.
2. Die Erstversorgung: Da hoffentlich die meisten Kiter
einen Helm aufhaben, sollte dieser als erstes entfernt
werden. Egal welche Art der Verletzung vorliegt, der
Integralhelm verhindert, dass man die Atemwege freihalten
kann und hat schon oft zum Ersticken geführt. Einzige
Ausnahme der Helmregel sind offensichtliche Wirbelsäulenverletzungen,
wenn der Verletzte voll ansprechbar ist. Droht der Verunfallte
jedoch zu ersticken muß der Helm runter. Dazu
sollte man zu zweit sein. Einer hält mit beiden
Händen den Kopf und das Genick gerade, der andere
zieht den Helm vom Hinterkopf aus über den Kopf
weg. Das sollte man vorher einmal geübt haben.
Ist der Verletzte bei Bewusstsein, erfragen, was passiert
ist und wo es schmerzt. Liegen schwere Verletzungen
vor, dringend darauf achten, dass der Verletzte sich
nicht mehr viel bewegt und liegen bleibt. Sinnvoll ist
die stabile Seitenlage, auch wenn der Verletzte noch
bei Bewusstsein ist. Verletzte verlieren sehr schnell
Wärme. Auch bei hohen Außentemperaturen sollte
der Verletzte, wenn möglich, zugedeckt werden.
Ist der Verletzte bewusstlos, sofort in die stabile
Seitenlage legen, damit ihm die Atmung ermöglicht
bleibt. Desweiteren sollte man unbedingt den Mund überprüfen,
ob die Atemwege frei sind. Einfach den Kiefer aufdrücken,
mit der einen Hand die Backen zwischen die Kiefer klemmen,
um einem Beißreflex entgegenzuwirken und mit der
anderen Hand in den Mund greifen und alles rausräumen,
was stören kann. Dazu gehören auch lockere
Zahnprothesen.
3. Ist sichergestellt, dass der Verletzte atmet, schnell
einen Notruf absetzen. Europaweit gilt hierfür
auch vom Handy die Nummer 112. Es müssen folgende
Angaben der Rettungsleitstelle übergeben werden:
- Wer ruft an?
- Was ist passiert?
- Wo ist der Unfallort?
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Warten auf Rückfragen.
Sind diese Angaben unvollständig, ist eine sinnvolle
Rettung u.U. nicht möglich. Besonders schlimm ist
es, wenn man vergisst zu sagen, wo der Rettungswagen
hin muß. Also ruhig bleiben und erst auflegen,
wenn keine Fragen seitens der Rettungsleitstelle mehr
kommen.
4. Die weitere Versorgung ist für den Verletzten
sehr wichtig. Ein bis zwei Helfer sollten sich intensiv
um den Verletzten kümmern. Sich neben ihn auf den
Boden setzen, Puls kontrollieren, mit ihm reden, schauen,
ob sich sein Zustand verschlechtert, immer wieder Körperkontakt
herstellen, damit der Verletzte emotional gestärkt
wird. Dieser Körperkontakt, Hand halten, Schweiß
von der Stirn abwischen etc. kann einem Verletzten das
Leben retten und gibt auch in sehr schwierigen Situationen
Mut und Überlebenswillen. Dem Verletzten sollte
keine Nahrungsmittel oder Getränke gegeben werden,
weil diese zu Erbrechen führen können. Auch
verzögert ein voller Magen die Möglichkeit
einer Notoperation. Alle anderen Helfer bitte etwas
Abstand zum Verletzten halten, er fühlt sich sonst
bedroht, wenn sich zu viele Leute über ihn beugen.
5. Da die meisten Kiteunfälle nicht einer Adresse
mit Straße und Hausnummer zuzuordnen sind, ist
es meist notwendig, dass Rettungskräfte eingewiesen
werden. Es sollte dem Krankenwagen jemand entgegenfahren
oder –gehen, damit der Verletzte überhaupt
gefunden werden kann. Die Rettungskräfte sind darauf
im freien Gelände dringend angewiesen.
6. Sind die Rettungskräfte eingetroffen, müssen
diese detailliert erfahren, was passiert ist und in
welchem Zustand sich der Verletzte befindet, damit schnell
die richtigen Maßnahmen getroffen werden können.
Informationen, die wichtig sind:
- Unfallhergang
- Art der Beschwerden/Verletzungen
- jegliche Veränderungen während der Wartezeit.
Ist diese Rettungskette lückenlos, bestehen sehr
gute Chancen, dass auch schlimmere Verletzungen schnell
behandelt werden können. Besonders schnelle Hilfe
ist bei Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen nötig.
Dabei sollte jedoch alles ruhig und bedacht geschehen.
Panik und Hektik, lautes Rumschreien und Gezeter helfen
in diesen Situationen niemandem weiter.
Selbst wenn ihr einmal in eine Situationen kommen solltet,
die Euch vollständig überfordert und Ihr nicht
wisst, was genau zu tun ist, gilt immer die Grundregel:
Jede Hilfe ist im Notfall besser, als keine Hilfe.
Ich wünsche Euch, dass Ihr diese Tipps nie braucht.
Dieser Text ersetzt keinen Erstehilfe-Kurs
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