Überpowertes Fahren bei Böen (Siebenerregel)
Überpowertes Fahren ist die Unfallursache Nummer
Eins beim Buggyfahren. Man versteht darunter, dass der
Pilot eine Mattengröße wählt bei entsprechendem
Wind, die knapp unter seiner Kontrollierbarkeitsgrenze
liegt. Dies ist natürlich verführerisch, weil
so mehr Kraft zur Beschleunigung und höhere Endgeschwindigkeiten
zur Verfügung stehen. Die Gefahr liegt jedoch in
der Kontrollierbarkeit dieser Kraft. Fahrfehler enden
so nicht mit kleineren Drifts oder Anheben des Piloten,
sondern mit seitlichem Überschlag oder senkrechtem
hohen Abflug.
Entscheidend ist also die Wahl der richtigen Kitegröße
zum jeweiligen Können. Dabei findet jedoch regelmäßig
deutliche Selbstüberschätzung statt.
Leider gibt es keine eindeutige Regelung, mit welcher
Kitegröße man richtig beim entsprechenden
Wind ausgerüstet ist. Zu viele Faktoren bestimmen
dabei Kraftentfaltung des Kites:
- Einsteigerkites sind schwächer als Hochleister
- Schwere Piloten brauchen größere Kites
als Leichtgewichte
- Feuchte Luft und Nebel entfalten höhere Kräfte
als trockene Luft.
- Wind auf Meereshöhe wirkt stärker als
Bergluft (-25 % auf 2000 Meter)
- Unterschiedliche Untergründe können stark
bremsen
Wie findet man also die richtige Größe
für den Wind?
Man sollte die aktuelle Windstärke messen oder
erfragen und mit der Siebenerregel die Kitegröße
auswählen.
Diese besagt:
Kitegröße in m² plus Windstärke
in Bft soll für den Einsteiger Summe 7 ergeben.
- z.B. 4 m²-Kite plus 3 Bft Wind -> Summe 7
Diese Regel gilt für Einsteigerkites im Windbereich
von 3-6 Bft. Einsteiger sollten ohnehin nicht außerhalb
dieses Windbereiches buggyfahren.
Für fortgeschrittenere Piloten gilt: lieber erstmal
einen kleineren Schirm wählen und sich von unten
an die richtige Größe herantasten. Ansonsten
kann der Spaß sehr schnell vorbei sein.
Mangelnde
Kitekontrolle
Jeder hat einmal angefangen, und jeder Pilot hatte irgendwann
als Einsteiger die Situation erlebt, dass er das erste
Mal versuchte, einen Kite zu fliegen. Dies sollten wir
nicht vergessen und Einsteigern auf Strand und Wiese
etwas unter die Arme greifen. Sehr gerne wird bei den
ersten Flugversuchen vollständig die Umgebung vergessen.
Deshalb sollten erfahrene Piloten, die das beobachten,
auf den Einsteiger zugehen und bei Unkenntnis der allgemeinen
Sicherheitsregeln, ihm diese mitteilen. Auch sind viele
Einsteiger dankbar für ein paar kleine Tipps und
freuen sich, ihr Hobby mit anderen teilen zu dürfen.
Mattentraining mit Klappversuchen
Jeder Kite, und sei er noch so stabil im Flugverhalten,
klappt bei Verwirbelungen oder Strömungsabriss
mal ein, wird kurzzeitig drucklos und unlenkbar. Dies
wird gefährlich, wenn er wieder aufklappt, schlagartig
Fahrt aufnimmt und sehr hohe Kraftspitzen auf den Piloten
überträgt. Auf diese Situation sollte man
sich vorbereiten. Einerseits hilft es, mit unterpowertem
Kite im Stand das Ein- und Ausklappen des Kites zu trainieren.
Zum anderen sollten geklappte Kites sofort kräftig
angebremst werden, so dass er beim Aufklappen langsamer
wieder Fahrt aufnimmt und kontrolliert in die richtige
Flugbahn gelenkt werden kann. Ebenso sollte man den
Buggy leicht auf den Kite zulenken, damit die Kraftspitzen
beim Aufklappen des Kites in Vortrieb umgesetzt werden
können.
Aufwinde an Dünen/Waldrändern/Hindernissen
Für gewöhnlich breitet sich der der Wind horizontal
parallel zum Untergrund aus und ist mehr oder weniger
gleichmäßig. Ausnahmen von dieser Situation
können für uns im Buggy gefährlich werden.
So kann an der Küste ein Seewind, der auf eine
hohe Dünenkante trifft, einen kräftigen Aufwind
entwickeln, der uns unvermittelt aus dem Buggy heben
kann. Auch sind Aufwinde auf der Wiese an Waldrändern
oder anderen Hindernissen möglich. Gefährlich
daran ist, dass sie für uns zunächst unsichtbar
sind und nur durch Kenntnis der Gefahr erkannt werden
können.
Wende-Manöver bei böigem Wind
Die Wende ist ein Manöver zum Richtungswechsel
der Fahrtlinie, bei dem das Vorderrad in den Wind gelenkt
wird. Dabei muß der Pilot unter den eigenen Leinen
durchfahren, so dass der Kite kurzzeitig hinter dem
Buggy steht. Dies ist eine sehr empfindliche Situation,
weil böiger Wind oder zu schnelle Mattenmanöver
den Piloten rückwärts aus dem Sitz heben können.
Besonders bei starkem Wind und kleinen Matten kann dieser
Ausstieg sehr plötzlich geschehen und sehr hoch
ausfallen, so dass man nach längerem Sturz direkt
auf den Rücken fällt. Hierbei können
Kopf-, Wirbelsäulen-, Rippen- und Beckenbrüche
auftreten. Die Wende ist also ein gefährliches
Manöver, das erst mit sehr guter Kitekontrolle
geübt werden sollte. Bei böigem Wind sollte
lieber eine sichere Halse bevorzugt werden.
Gefahrenquelle Einleiner
Gefahren lauern auf Fahrgebieten, wo sich Buggyfahrer
und Drachenflieger von Einleinerdrachen das Gebiet teilen
müssen. Zum einen ist der Einleinerdrachen nur
bedingt steuerbar, zum anderen sind die Leinen für
den Buggyfahrer nahezu unsichtbar. Fährt ein Buggy
in diese Leinen, können nicht nur Kite und Leinen
beschädigt werden. Die Leinen des Einleinerdrachens
können zu Schnittverletzungen des Piloten führen.
Verwirbelungen
bei Überholmanövern (Dirt Air)
Luftverwirbelungen sind wie Aufwinde tückisch,
weil sie für uns unsichtbar sind. Jeder Kite erzeugt
hinter sich Luftverwirbelungen, die dem nachfolgenden
Piloten das Leben schwer machen können. Kommt der
eigene Kite in so einen verwirbelten Luftstrom, können
unvermittelt Strömungsabrisse auftreten, der Kite
bleibt in der Luft stehen, klappt ein und verhält
sich höchst eigenartig. Um dies zu vermeiden, hilft
es schon, einige Meter mehr in den Wind zu fahren, so
dass man etwas mehr luvseitig zum vorfahrenden Piloten
fährt.
Fun-Rennen
Jegliche Art von Rennen stellen einen Sonderfall dar,
der besonderer Sicherheitsmaßnahmen bedarf. Nicht
umsonst werden Autorennen nicht im öffentlichen
Straßenverkehr durchgeführt. Es wird auf
maximale Leistung gefahren und die Umgebung sollte nicht
viel Aufmerksamkeit erfordern. Dazu ist ein isoliertes
Gelände erforderlich. Ebenso ist ein Stamm von
Sicherheitsleuten für die Warnung bei Gefahr, eine
organisierte Rennleitung und ausgebildete Ersthelfer
nötig, um bei Unfällen schlimmere Folgen abzuwenden.
Bei einem ausführlichen Vorgespräch (Briefing)
muß auf die einheitlichen Regeln und Besonderheiten
des Rennens hingewiesen werden. Auch sollte die Versicherungsfrage
geklärt sein, wozu bislang nur die GPA in Deutschland
in der Lage ist.
Selbst bei Fun-Rennen kommt es häufig zu ähnlicher
Konkurrenz wie in Meisterschaftsrennen. Deshalb sollten
Fun-Rennen genauso ablaufen.
Eine weitere Situation, die sehr häufig Renncharakter
trägt, ist das Abstecken eines Kurses mitten auf
dem Strand. Dort fahren Einsteiger, normale Freizeitfahrer,
ambitionierte Fortgeschrittene und Meisterschaftsfahrer
in einer Fahrlinie. Um hier Unfälle zu vermeiden,
müssen sich alle darüber im Klaren sein, dass
es sich nicht um ein Rennen handelt und ein Vorsprung
von 20 Meter es nicht wert sind, andere zu verletzen.
Kaum ein Einsteiger ist mit den Besonderheiten und Regeln
eines Rennens vertraut und reagiert anders, als es ein
Rennpilot erwartet. Deshalb ist hier Rücksicht
und Fairplay von allen Seiten gefordert, lieber einmal
zurückstecken und auf eine Vorfahrt verzichten
um den Spaß nicht tragisch enden zu lassen.
Vorfahrtsregeln
und Fairplay/Nachgeben im Zweifel
Die Vorfahrtsregeln beim Buggyfahren sind denkbar einfach:
- rechts vor links
- Luv-Schirm hoch, Lee-Schirm runter
- der Überholende trägt die Verantwortung
für sein Manöver
- entgegenkommende Buggies müssen beide nach
rechts ausweichen.
Diese Regeln sollte wirklich jeder Buggyfahrer beherrschen.
Auch für Einsteiger ist das nicht zu viel. Dennoch
sollten wir alle in gefährlichen Situationen auf
unsere Vorfahrt zu verzichten. Recht haben ist nicht
so viel wert wie unverletzt nach Hause kommen.
Machogehabe und Leichtsinn
Machogehabe und Leichtsinn sind in fast jeder Sportart
die Ursache für erhebliche Selbst- und Fremdgefährdung.
Natürlich macht es mal Spaß, anderen zu zeigen,
wie schnell man fahren, wie hoch man springen oder wie
schön man driften kann. Auch ist es sehr spannend,
mal im überpowerten Kraftbereich seine Grenzen
zu erfahren. An diese Grenzen sollte man sich jedoch
vorsichtig herantasten und dabei dringend darauf achten,
dass niemand dabei gefährdet wird.
Foto-Video-Aufnahmen und Kamerastandpunkt
Wer sich eine Kamera vor das Auge drückt und das
zweite Auge zukneift, ist von einem Blickwinkel von
180° auf oft wenige Winkelgrade begrenzt, also er
bekommt nichts mehr von seiner Umgebung mit. Ist ja
auch nichts Neues. Nur sollte man diese Tatsache nicht
vergessen, wenn man sich mitten auf ein Fahrgebiet stellt,
wo sich Buggies mit hoher Geschwindigkeit bewegen. Einfach
das zugekniffene Auge wieder öffnen, hat auch den
Vorteil, dass man sieht, wer sich außerhalb des
Sucherbildes bewegt und als nächstes ins Bild fährt.
Sehr viel gefährlicher ist es jedoch, direkt vom
Buggylager aus zu filmen und die Piloten dazu aufzumuntern,
mitten im Gefahrenbereich wilde Manöver vorzuführen.
Deshalb ist es ratsam, sich mit der Kamera und den Piloten
auf eine freie Fläche zu begeben, wo weder jemand
mit Aufnahmen gestört noch gefährdet wird.
Auch ist es ratsam für andere Piloten, wenn sie
sehen, dass Aufnahmen gemacht werden, nicht einfach
dazwischen zu fahren, weil eventuell gerade ein ohnehin
schon gefährliches Manöver aufgenommen werden
soll.
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